Künstliche Intelligenz kann auch kreativ
Ausgangslage // Ungehobene Schätze warten darauf entdeckt zu werden
Bilder, Skulpturen und Fotografien – Museen und Kunsthallen können aufgrund einer limitierten Ausstellungsfläche nur eine begrenzte Auswahl an Objekten zeigen. Viele weitere Artefakte sind eingelagert und aufgrund ihres fragilen Zustandes nur als Digitalisat der Öffentlichkeit zugänglich. So beschränken sich die bisherigen Digitalisierungsbestrebungen im Bereich Kultur meist auf das digitale Archivieren von Objekten in Datenbanken. Seit Kulturinstitutionen damit angefangen haben, stellt sich die Frage, wie insbesondere ein Zugang zu den nicht ausgestellten Artefakten geschaffen werden kann. Jedoch fehlt es darüber hinaus bislang an übergreifenden Tools, die Kuratierende bei der Aufbereitung und Konzeptionierung von Ausstellungen unterstützen. Doch das Publikum erhebt heute viel stärker den Anspruch, eine Ausstellung aktiv zu erleben und mit den Objekten zu interagieren, statt Inhalte nur passiv an einem Terminal abzurufen. Gibt es also vielleicht andere mögliche Ansätze als die reine Online-Darstellung des Archivs? Das Ziel: ein übergreifendes Werkzeug, das hilft, die eingelagerten Schätze und deren Geschichte aufzubereiten und Ausstellungen zu konzeptionieren.
Lösung // Gesichts- und Farberkennung deckt Zusammenhänge auf
Fabular hat ArtfactsCloud entwickelt, die Softwareplattform kombiniert Inhalte öffentlicher Wissensdatenbanken wie Wikidata mit den einrichtungseigenen Sammlungen. Neben klassischen Daten wie Erscheinungsjahr, Ort oder Künstler, werden mithilfe von Künstlicher Intelligenz durch Methoden der Bild- und Texterkennung weitere Merkmale erhoben, zum Beispiel Farben oder Gesichtszüge von porträtierten Personen. Algorithmen analysieren Datensätze auf diese Eigenschaften und stellen Verbindungen von Objekten, Künstlern, Orten, Events und sogar komplexen Konzepten her. Diese Ergebnisse werden in Zeitdiagrammen, Geokarten und Wissensnetzwerkkarten dargestellt. Das liefert zugleich Anregung für die Anordnung und Darstellung der Inhalte und schafft die Grundlage für interaktive Formate.
Ergebnis // Pilotprojekt mit dem Landesmuseum Hannover
Derzeit befindet sich die Softwareplattform von Fabular in der Pilotphase. In einem großangelegten Projekt wird sie derzeit mit dem Landesmuseum Hannover erprobt: Mehr als 12.000 Datensätze aus vier Abteilungen werden in dem Projekt analysiert. Mit der Zielsetzung bisher unentdeckte Verbindungen zwischen Objekten zu identifizieren und aus den gewonnenen Erkenntnissen neue Geschichten für die Ausstellung zu finden. Die Ergebnisse dienen den Kuratierenden so beispielsweise als optimale Grundlage bei der Konzeptausstellung für Sonderausstellungen und Multimediaguides.
Perspektive // Zahlreiche Folgeprojekte denkbar
Nach dem Pilotprojekt mit dem Landesmuseum Hannover ließen sich in möglichen Folgeprojekten beispielsweise eine Applikation für die Darstellung des umfassenden Archivmaterials oder ein Online-Zugang zur ständigen Ausstellung des Landesmuseums integrieren. Eine weitere Idee wäre, „digitale Kunstkioske“ oder auch remote über die Webseite des Landesmuseums einzurichten. Fabular und das Landesmuseum Hannover werden diese und weitere Möglichkeiten gemeinsam evaluieren.